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Artikel: Direkte und Indirekte Emissionen im Kontext des CBAM: Eine vertiefte Analyse

Direkte und Indirekte Emissionen im Kontext des CBAM: Eine vertiefte Analyse

Direkte und Indirekte Emissionen im Kontext des CBAM: Eine vertiefte Analyse

Autoren: Max Jung & Roman Haak | Datum: 23.12.2023

Emissionen sind im Rahmen des Klimaschutzes und der Umweltpolitik von zentraler Bedeutung, insbesondere im Kontext des Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) der EU, das am 1. Oktober 2023 in die Übergangsphase trat und am 1. Januar 2026 vollständig in Kraft treten wird​​. Dieser Artikel vertieft das Verständnis von direkten und indirekten Emissionen und deren Relevanz für verschiedene Industrien unter dem CBAM.

Direkte Emissionen

Direkte Emissionen sind ein Schlüsselfaktor im Rahmen des Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM). Sie entstehen direkt bei der Produktion von Gütern und sind somit unmittelbar mit den Betriebsprozessen eines Unternehmens verbunden. Zu den typischen Quellen direkter Emissionen zählen die Verbrennung fossiler Brennstoffe, chemische Reaktionen bei der Herstellung von Produkten wie Zement oder Stahl, und Emissionen aus industriellen Prozessen.

Im Kontext des CBAM spielen direkte Emissionen eine zentrale Rolle, da sie einen wesentlichen Teil der Gesamtemissionen eines Produktionsprozesses darstellen. Die EU strebt mit dem CBAM an, diese Emissionen zu bepreisen, um so einen Anreiz für die Reduktion von Treibhausgasen zu schaffen. Unternehmen, die in der EU produzieren, sind bereits im Rahmen des Emissionshandelssystems (EHS) verpflichtet, für ihre direkten Emissionen zu zahlen. Mit dem CBAM wird diese Verpflichtung auf Importe ausgedehnt, was bedeutet, dass auch Produzenten außerhalb der EU indirekt für die direkten Emissionen, die bei der Herstellung ihrer Waren entstehen, bezahlen müssen.

Diese Herangehensweise soll sicherstellen, dass Unternehmen, unabhängig von ihrem Standort, gleichermaßen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen beitragen und so einen fairen Wettbewerb gewährleisten. Für Unternehmen in CBAM-relevanten Branchen wie der Stahl- und Zementindustrie ist es daher essentiell, ihre direkten Emissionen zu überwachen und Strategien zur Emissionsreduktion zu entwickeln.

Indirekte Emissionen

Indirekte Emissionen bilden eine weniger offensichtliche, aber ebenso wichtige Komponente im Rahmen des CBAM. Sie entstehen nicht direkt durch die Produktionsprozesse eines Unternehmens, sondern resultieren aus der Bereitstellung der zur Produktion benötigten Energie, insbesondere aus der Stromerzeugung. Diese Emissionen sind daher indirekt mit der Herstellung von Waren verknüpft und können einen erheblichen Anteil an den Gesamtemissionen ausmachen, besonders in energieintensiven Industrien wie der Aluminium- oder Stahlproduktion.

Unter dem CBAM werden indirekte Emissionen derzeit nicht in demselben Maße wie direkte Emissionen behandelt, was zu Diskussionen über die umfassende Fairness des Systems führt. Es wird erwartet, dass zukünftige Anpassungen des CBAM diese indirekten Emissionen stärker berücksichtigen, um eine umfassende und gerechte Behandlung aller emissionsintensiven Prozesse zu gewährleisten. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie nicht nur ihre direkten Emissionen, sondern auch die indirekten Emissionen, die mit ihrer Energieversorgung verbunden sind, sorgfältig überwachen und Strategien zur Reduktion dieser Emissionen entwickeln müssen. 

Obwohl indirekte Emissionen in der CBAM-Kohlenstoffbepreisung für Aluminium, Stahl, Eisen und Wasserstoff zunächst ausgeschlossen sind, verpflichtet sich die veröffentlichte CBAM-Verordnung dazu, indirekte Emissionen für alle CBAM-Produkte „so bald wie möglich“ einzubeziehen.

Tabelle: Relevanz von Emissionen für verschiedene Industrien im CBAM

Industrie

Direkte Emissionen

Indirekte Emissionen (z.B. Strom)

Elektrizität

Berücksichtigt

Nicht zutreffend

Zement

Berücksichtigt

Berücksichtigt

Düngemittel

Berücksichtigt

Berücksichtigt

Aluminium

Berücksichtigt

Anfangs ausgeschlossen

Eisen

Berücksichtigt

Anfangs ausgeschlossen

Stahl

Berücksichtigt

Anfangs ausgeschlossen

Wasserstoff

Berücksichtigt

Anfangs ausgeschlossen

 

Genauere Betrachtung der Stahl- und Aluminiumindustrie

Die Einführung des Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) der Europäischen Union bringt bedeutende Veränderungen für die Stahl- und Aluminiumindustrie mit sich. Diese Industrien, die einen erheblichen Anteil an den globalen Kohlenstoffemissionen haben – 8% für die Stahlindustrie und 2% für die Aluminiumindustrie – stehen vor besonderen Herausforderungen​​.

Veränderungen in der Kostenstruktur und Investitionsnotwendigkeiten

Das CBAM, das in seiner Übergangsphase am 1. Oktober 2023 in Kraft getreten ist, wird ab 2026 die vollständige Bepreisung von Emissionen für importierte Waren aus diesen Industrien einführen​​. Diese Entwicklung bedeutet, dass die Stahl- und Aluminiumproduzenten in der EU mit deutlichen Mehrkosten konfrontiert werden. Insbesondere die Stahlbranche, die allein in Deutschland für 30% der Industrieemissionen verantwortlich ist, wird erheblich betroffen sein​​. Es wird erwartet, dass die vollständige Einführung des CBAM bis 2030 und die gleichzeitige Abschaffung der kostenlosen CO2-Zertifikate innerhalb der EU zu einer deutlichen Erhöhung der Produktionskosten führen werden​​​​.

Auswirkungen auf die Aluminiumproduktion

Die Aluminiumindustrie ist aufgrund ihres vollständig elektrifizierten Produktionsprozesses besonders anfällig für die Kosten indirekter Emissionen. In Europa machen die Kosten für CO2-Emissionen aus der Stromerzeugung bis zu 40% der Gesamtproduktionskosten aus​​. Der Rückgang der Anzahl der Aluminiumproduktionsanlagen in Europa um 30% seit 2008 verdeutlicht die wirtschaftlichen Herausforderungen, denen sich die Branche gegenübersieht​​.

Bedenken und Kritik der Industrieverbände

Eurofer und European Aluminium, die Verbände der europäischen Stahl- und Aluminiumproduzenten, haben Bedenken bezüglich der wirtschaftlichen und klimatischen Auswirkungen des CBAM geäußert, insbesondere im Hinblick auf die unvollständige Berücksichtigung indirekter Emissionen und die fehlende Klarheit über die letztendlich einbezogenen Emissionsbereiche​​. Eurofer hat zudem darauf hingewiesen, dass die Abschaffung der kostenlosen Zuteilung die für Investitionen in Dekarbonisierungstechnologien verfügbaren finanziellen Ressourcen verringern wird. Für eine Anpassung an die 'Fit for 55'-Ziele der EU und eine netto-null Kohlenstoffproduktion bis 2050 könnten Investitionen von bis zu 144 Milliarden Euro erforderlich sein, was zu einer erheblichen Erhöhung der Stahlproduktionskosten führen würde​​.

Notwendigkeit von Anpassungen und Investitionen

Die Stahl- und Aluminiumindustrien stehen vor der Herausforderung, ihre Produktionsprozesse anzupassen und in neue Technologien zu investieren, um den steigenden Kosten und den strengeren Umweltauflagen gerecht zu werden. Die Reduzierung der CO2-Emissionen dieser energieintensiven Industrien ist für das Erreichen der europäischen Klimaschutzziele unerlässlich. Unternehmen, die auf Grundstoffe aus diesen Branchen angewiesen sind, sollten sich daher auf steigende Preise und die Entwicklung neuer Berichtsstrukturen vorbereiten​​.

Zukünftige Entwicklungen und Ausblick

Es ist wahrscheinlich, dass die CBAM-Regelung in Zukunft angepasst wird, um indirekte Emissionen stärker zu berücksichtigen. Dies könnte einen wesentlichen Einfluss auf die betroffenen Industrien haben, vor allem hinsichtlich der Anpassung von Produktionsprozessen und Energiequellen. Unternehmen sollten sich auf diese Änderungen vorbereiten, indem sie ihr Produktportfolio überprüfen und mit Geschäftspartnern und Lieferanten kommunizieren, um die Emissionen berechnen zu können​​​​.

Die Einbeziehung weiterer Branchen in den CBAM wird von der Europäischen Kommission geprüft. Dies könnte zukünftig einen erweiterten Anwendungsbereich des CBAM bedeuten und weitere Industrien betreffen​​.

Schlussfolgerung

Der CBAM ist ein entscheidender Mechanismus, um den Klimaschutz in der EU zu stärken und gleichzeitig faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Die Berücksichtigung sowohl direkter als auch indirekter Emissionen – und potenziell grauer Emissionen – wird für die betroffenen Industrien von entscheidender Bedeutung sein, um den Anforderungen dieses neuen Systems gerecht zu werden.

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